„Die Kabine war fast so groß wie unsere Turnhalle! „

Kevin Franke ist seit dem Sommer Trainer der 1. Herrenmannschaft. Im Interview verrät er mit welchen Herausforderungen das Team in die Saison startete, warum der Oktober so pleitenreich war und wie die Mannschaft ihren besonderen Auftritt im Landespokal beim F. C. Hansa Rostock erlebte.

Trainer Kevin Franke im Rostocker Ostseestadion.

Hallo Kevin. Gehen wir gleich in die Vollen: Wie war Deine erste Hinrunde als Trainer der 1. Mannschaft?

Ich glaube, solche intensiven vier Monate hatte ich noch nie in meinem Leben. Wir mussten viel bewältigen, mussten viel reden. Das fing bereits vor der Saison an: Da gab es den Trainerwechsel und wir haben sechs Stammspieler schmerzlich verloren. Wir mussten eine neue Mannschaft formen. Das hat Kraft gekostet.

Wie viel Zeit hattest Du, um das Team für die Saison 2020/2021 zusammenzustellen?

Vier Wochen. Anfang Juli war klar, dass sechs unserer Leistungsträger in der nächsten Saison nicht spielen werden.

Trotz aller Umbrüche ist die Mannschaft erstaunlich gut in die Saison gestartet – mit einem Sieg im Pokal gegen SG Empor Richtenberg und den darauf folgenden drei Heimsiegen im September. Woran hat es gelegen, das die letzten Partien doch sehr hoch verloren wurden?

Zum Anfang der Saison waren alle Spieler fit. Wir haben Fußball gespielt, den ich mir erst nach einem Jahr erhofft hatte. Aber wir haben auch am Limit gespielt. Das Spiel gegen Richtenberg stand auf Messers Schneide. Wir haben es über die Zeit gebracht, uns gegen einen starken Gegner behauptet, gegen den wir letzte Saison 6:0 verloren haben. Man darf nicht vergessen: Von der Qualität her sind wir nicht so stark aufgestellt wie letzte Saison. Wir haben sicherlich einige gute Leute dazu geholt, viele junge Spieler, einige Rückkehrer und auch einige aus der 2. Mannschaft – das Team muss aber noch zusammenwachsen.

Als der erste Höhenflug vorbei war, hat man gemerkt, das wir noch keine richtige Mannschaft sind. In den drei letzten Ligaspielen, wurde uns bewusst: „Oh, wir haben ganz schön zu tun.“ Die Probleme in der Mannschaft anzusprechen, das fällt den meisten noch ziemlich schwer. Da fehlt die Vertrauensbasis zu den Mitspielern. Das braucht Zeit, das geht nicht von heute auf morgen. Erst dann werden wir unsere Leistungskraft konstant auf den Platz bringen können. Vertrauen und Selbstbewusstsein – das haben wir noch nicht.

Die Hinrunde endet Corona-bedingt abrupt. Ist das eine Chance oder ein Risiko für die Mannschaft?

Eine Chance: Die Mannschaft kann durchschnaufen – den perfekten Jahresabschluss hatten wir ja. 😉

Die 1. Herrenmannschaft des Penkuner SV im Ostseestadion.

Richtig, am Freitag, den 30. Oktober, reiste das Team in der 3. Runde des Landepokals ins Ostseestadion. Wie hat die Mannschaft das Pokalspiel gegen Hansa Rostock erlebt?

Schon bei der Abfahrt in Penkun herrschte eine gute Atmosphäre im Bus. Mittag gab es in Grimmen – Nudeln mit Tomatensoße, von meiner Oma gekocht. Das hat auch allen gut geschmeckt. Als wir in Rostock ankamen, wurden wir empfangen. Das ist schon etwas besonderes, wenn 20 Ordner dir sagen, wo du stehen und hingehen darfst. Wir wurden von Herrn Pieckenhagen – Andy sagte das, ich konnte ihn gar nicht erkennen mit der Maske – in Empfang genommen. Der hat uns dann kurz die Räumlichkeiten gezeigt. Die Kabine war fast so groß wie unsere Turnhalle!

Dann mussten wir alle nach und nach zum Corona-Test. Es waren alle negativ. Vom Corona-Test aus konnte man auf den Platz gehen. Hier wurden dann die ersten Eindrücke wirklich wahr und wir haben ein Mannschaftsfoto gemacht. Wir haben uns in der Kabine ganz normal auf das Spiel vorbereitet. Umgeziehen, Besprechung – natürlich alles etwas besonders in diesem Ambiente. Dann haben uns warm gemacht. Über 200 Penkuner waren da und haben gesungen, als wir zurück in die Kabine gegangen sind – da hatten alle Gänsehaut. Drinnen haben wir einen Kreis gemacht, um so heiß wie möglich auf das Feld zu gehen – und dann ging es los.

Und gleich mit zwei Gegentoren… woran hat es gelegen?

Das zweite Gegentor mal außen vor gelassen, aber das erste hat mich extrem geärgert! Da müssen wir einfach den Ball nach vorne schlagen und dann passiert dieses Tor nicht. Das erste hätten wir verteidigen können!

Wie hast Du denn die Partie als Trainer erlebt?

Es war schon etwas sehr, sehr besonderes in dieser Coachingzone aktiv zu sein – soweit es denn möglich war. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht! Aber es war natürlich sehr schwer, auf das Spiel einzuwirken. Ich glaube die Mannschaft hat mich kaum wahrgenommen. Unglaublich leid tut es mir für die Spieler, die ich nicht einwechseln konnte. Ich habe lange abgewogen – auch mit der Mannschaft – was Sinn macht.

Was hattet Ihr Euch zur Halbzeit vorgenommen?

Zur Halbzeit habe ich kurz überlegt, wie es steht: 4:0. Das ist vom Ergebnis her betrachtet eigentlich ganz gut. Das Ziel, das wir hatten, war das Ergebnis einstellig zu lassen. Das haben wir gerade so erreicht.

Wie ging es Euch nach dem Spiel?

Da ist alles abgefallen. Da hat man gestanden und gedacht: Ja, das hier war und ist richtig geil! Man hat den Moment genossen. Unsere Fans haben gejubelt und gesungen – obwohl wir 9:0 verloren hatten. Das war einmalig!

Die Gästekabine im Rostocker Ostseestadion – ein ganz besonders Highlight.

Welche Momente bleiben Dir von diesem Tag besonders in Erinnerung?

Ganz besonders war der Moment, wo wir die Tür zur Kabine aufgemacht haben. Auch wenn es nur eine Gästekabine war: In solch einer Kabine zieht man sich nicht oft um. Und dann als wir alle zusammen auf dem Rasen gegangen sind. Das sind die beiden Momente, die ich noch lange im Kopf haben werde.

In der letzten Corona-Pause habt Ihr ja Eure Kabine umgebaut und vergrößert. Habt Ihr in Rostock dazu weitere Ideen gesammelt, die Ihr jetzt umsetzen werdet?

Tatsächlich hatten wir in der letzten Pause schon einen Plan für die nächste: den Keller ausbauen als Jakusie-Bereich. 😉 😀

Vielen Dank für das Gespräch!

Die 1. Herrenmannschaft des Penkuner SV überwintert mit mit sechs Punkten kurz vor der Abstiegszone auf dem 8. Tabellenplatz der Landesliga Ost. Das 1. Rückrundenspiel ist für den 20. März angesetzt. Die Mannschaft hofft, im Februar in die Vorbereitung gehen zu können. Eine Hallensaison wird es Corona-bedingt nicht geben.